Liebe Schweizer Freunde und Familie
Da hier der Vor-Winter eingekehrt ist und uns die Temperaturen nicht so sehr zu grossen Ausflügen animieren, wollen wir euch heute einmal ein bisschen vom Alltag in Australien erzählen.
Thema 1: TV
Hier in Melbourne gibt es gerade mal fünf öffentliche TV-Sender. Einer davon ist etwa ARTE-mässig einzuschätzen (der letzthin übrigens eine Dokumentation über das Piemont brachte mit Bildern aus den 80er-Jahren - das war ein Brüller ;-)). Ein zweiter ist etwa wie ZDF oder BR. Und so bleiben noch drei weitere, die v.a. US-Serien und australische Doku-Soaps bringen. So viel also dazu, mit was für Kost wir unsere Augen und Ohren verwöhnen. Wenn man mehr Sender haben will, muss man pro Monat etwa 50 AUD (ca. 40 CHF) zahlen... Da das Angebot für uns also ziemlich beschränkt ist, sind wir Stammkunden im Videoverleih hier in Chelsea geworden. (Aber bei 2 AUD pro Video kann man auch nicht viel sagen.)
Thema 2: Internet
Will man das Internet nützen, muss man hier für die Downloads bezahlen. Je mehr Downloads man will (es geht hier um die Grösse), umso mehr zahlt man. Wir haben hier im ersten Monat feststellen müssen, was geschieht, wenn man die Downloadlimite überschreitet: Die Übertragungsgeschwindigkeit wird etwa halbiert (nachdem das Internet hier sowieso nicht das schnellste ist), was das Arbeiten ziemlich mühsam macht. Nun haben wir eine grössere Menge Downloads erhalten und müssen uns nicht mehr so darum kümmern/uns darüber ärgern. Allerdings gibt es auch an Barbaras Schule eine solche Downloadlimite. Die Schüler/innen müssen Internet Credits kaufen. Und wenn sie diese aufgebraucht haben, wird der Zugang zum Internet verweigert. Dies gilt jedoch nicht nur für Schüler/innen: Auch Barbara konnte bereits zwei Mal plötzlich nicht mehr ins Internet... ärgerlich... Sind wir in der Schweiz so verwöhnt?
Thema 3: Zeitungen
Bei Barbara an der Schule gibt es das tolle Angebot, dass man sich eine Zeitung gratis an die Schule bestellen kann. Sie konnte zwischen dem "Herald Sun", der v.a. aus Klatsch und Tratsch besteht (und für den das Ausland - nebst vielleicht ein bisschen Barack Obama bzw. Michelle Obama und dem, was sie gerade anhat - nicht existiert) und "The Age", die sich immerhin auch etwas für Barack Obamas Politik interessiert, wählen. Um doch ein bisschen etwas von der Welt mitzubekommen, hat sie "The Age" gewählt, die gerade gut ist, um in der Mittagspause kurz informiert zu werden. Das funktioniert v.a. da der Sportteil nur aus Footy (Australian Rules Football) besteht. Unglaublich! Das Interessante an dieser Zeitung ist jedoch die Samstagsausgabe: Die Zeitung (in ihrem unpraktischen Riesenformat) hat ungefähr 8 Beilagen, die zuerst aus der Zeitung "geschält" werden müssen, will man sich nicht alle paar Seiten über einen neuen Bund ärgern, der einen am Weiterlesen hindert. Die Zeitung kostet jedoch unter der Woche nur 1.50 AUD!
Thema 4: Finding someone's house
Wenn man hier in Australien eine Person zu Hause besuchen will, muss man die Adresse im Vornherein kennen, denn hier sind weder Briefkasten noch Haustüre mit Namen angeschrieben. Zudem haben die meisten Häuser keine Hausglocke. So klopft man einfach an die äussere Tür (mit Fliegengitter). Generell wird hier das Thema "Datenschutz" enorm gross geschrieben! Auch an Barbaras Schule gibt es keine Übersicht über die Namen und Adressen der Lehrkräfte oder der Schüler/innen. Dies ganz im Gegensatz zur Schweiz, wo dies alles transparent und öffentlich zugänglich ist/sein soll.
Thema 5: Essen
Die australischen Essgewohnheiten kennzeichnen v.a. Fastfood, Foodcourts, Takeaways und BBQs (Barbies).
An jeder Ecke gibt es gleich eine ganze Reihe von Fastfood-Gelegenheiten (von McDonald's über Hungry Jack's, wie Burger King hier heisst, über Red Rooster und KFC bis Pizza-Hut, Subway, Fish&Chips- und Burger-Buden und und und gibt es alles). Da die Aussies jene zu sehr lieben, ist ein zu grosser Teil der Bevölkerung fett/zu fett. Es wird nun auf alle möglichen Arten versucht, die Leute zu healthy food zu animieren. U.a. wurde zu Beginn des Schuljahres bekannt gegeben, dass die Kantinen an den Schulen jetzt keine "Confectionery" mehr verkaufen. Jedoch ist es möglich, sogar in der Vormittagspause bereits Pommes Frites oder Pizza zu erhalten!
Foodcourts sind grössere "Hallen" v.a. in Shoppingcentern, in denen es zig verschiedene Verpflegungsmöglichkeiten gibt (chinesisch, Sushi, mexikanisch, Sandwiches...). Wir essen zwar jetzt nur äusserst selten in jenen Foodcourts, aber haben die grosse Auswahl dort jeweils immer sehr geschätzt, da alle Gelüste befriedigt werden können.
Die Australier sind grosse Fans von Takeaways. Überall kann man die Mahlzeiten mit nach Hause nehmen. Und sie tun dies auch sehr oft. Im Restaurant bleiben und essen wird eigentlich nur dann gemacht, wenn das Restaurant auch wirklich ein besseres ist. Wir können es aber in vielen Fällen gut nachvollziehen, weshalb es bevorzugt wird, das Essen zwar nicht selbst zu kochen, aber nicht vor Ort zu verspeisen: Die Restaurants sind oft nicht mehr als ein kahler Raum mit lieblos hingestellten kleinen Tischchen und Stühlen. Wir haben selbst auch schon Gebrauch davon gemacht, als wir beide abends spät nach Hause kamen und keine Zeit und Lust zum Kochen mehr hatten. Aber nur enorm selten.
Barbies gehören zum Aussie wie die Rösti zum Schweizer. In jedem Park findet sich normalerweise ein Gas- oder Elektro-Grill, der auch sehr rege benutzt wird. Am Wochenende trifft sich die australische Bevölkerung in jenen Pärken und grillt, was das Zeug hält. Die Würstchen, die es hier in allen verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt, sind zwar überhaupt nicht mit Schweizer Würsten zu vergleichen, aber es gibt auch recht gute. Und wenn man die Preise für Fleisch anschaut, wird einem klar, weshalb so viel davon auf den Grill geschmissen wird.
Thema 6: KaffeeDie Melbournianer sind grosse Kaffeetrinker. Die ganze Stadt (v.a. das Zentrum) ist voll von Kaffees (grossen und kleinen) und es ist absolut üblich, mit dem Plastikbecher unter dem Arm durch die Stadt zu spazieren oder natürlich den Take-away Kaffee mit zur Arbeit zu nehmen.
Thema 7: Preise
Australien ist kein billiges Land. Natürlich gibt es Dinge, die hier günstiger sind (je nach Dollarkurs). Das Benzin kostet im Moment ca. 1.20 AUD (ca. 1 CHF), Poulet kostet knapp die Hälfte, Fotos entwickeln/drucken lassen (0.15 AUD pro Bild!)... Aber einige Dinge sind auch recht teuer: Brot (auch Toastbrot, wenn man nicht Weissbrot will), Joghurt, Bücher (!!!), Bier, Schokolade... Und wenn der Dollarpreis weiter steigt (seit unserer Ankunft hat er schon 10 Rappen zugelegt!), kann man die Schweiz und Australien preismässig absolut vergleichen. Also, all diejenigen, die uns in Australien besuchen kommen wollen: Spart mal schön!
Herzliche Grüsse aus Down Under,
Die Fischerlis