Liebe Sportler/innen
Footy (kurz für Australian Rules Football) ist hier in Melbourne Sport Nummer 1. Es scheint daneben (ausser vielleicht noch Pferderennen und ab und zu etwas Crickety) keinen anderen Sport zu geben. Die Zeitungen berichten im Sportteil praktisch nur von Footy (und das über mehrere Seiten), die einzige Sportsendung im TV heisst "Footy Show" (eine Show, bei der sich mehrere Männer über Footy unterhalten...) und alle Melbourner reden immer nur von Footy.
Grund genug also,

um uns einen solchen Match auch einmal live anzuschauen. Zusammen mit anderen Austausch-Lehrern/innen in Victoria gingen wir uns in Melbourne im berühmten MCG (Melbourne Cricket Ground) den Match zwischen den "Melbourne Demons" und den "Western Bulldogs" anschauen. Ein Match, der von Namen her nicht so ein Reisser war, da die Demons Tabellenletzte sind und die Western Bulldogs nicht eines der beliebtesten Teams. Aber das war für uns "Anfänger" ja egal.
Die grosse Schüssel des MCG füllte sich nur spärlich, doch trotzdem kamen über 28,000 Zuschauer zusammen. Der Match selbst dauerte gut zwei Stunden (vier Viertel à je zwischen ca. 25 und 30 Minu

ten) und war sehr unterhaltsam. Oft sind Footy-Matches eher langweilig (für uns zumindest), da die Sache jeweils recht klar ist und die eine Mannschaft jeweils bereits nach kurzer Zeit deutlich führt. Bei unserem Match war es aber glücklicherweise nicht so. Das Spiel war sehr ausgeglichen und eng. Wer von Footy (AFL) nichts versteht, dem sei nur kurz so viel zu den Regeln erklärt: Gespielt wird mit einem Rugby-Ei (wahrscheinlich würde mich jeder Melbourner jetzt fast umbringen, da ich einen Footy-Fussball mit einem Rugby-Ei verglichen habe, aber für Laien hilft der Vergleich). Dieser kann über längere Distanzen gehalten werden und muss entweder mit der Faust

oder mit dem Fuss zum Mitspieler befördert werden (natürlich gibt es dafür Regeln, wann wie gekickt werden muss). Das Tor besteht aus vier hohen Pfosten, wobei die inneren zwei höher sind. Tore können erzielt werden, indem der Ball mit dem Fuss zwischen zwei Pfosten gekickt wird. Zwischen den inneren, höheren Pfosten zä

hlt ein Treffer mit 6 Punkten, zwischen den äusseren zwei Pfosten (oder falls der Ball den Pfosten berührt) nur mit 1. Um das Spiel aber doch wieder in die Nähe von Rugby zu bringen, dürfen sich die Spieler ziemlich grob "tackeln", zu Fall bringen oder sie legen sich alle aufeinander, mit jenem zuunterst, der den Ball hält. Footy ist also ein sehr körperbetonter, harter Sport. Die Spieler haben deshalb alle ärmellose T-Shirts an, damit man ihre Oberarm-Muckis sieht, was sicherlich nur deshalb so ist, damit auch Frauen an die Matches kommen.
Nebst dem Spi

elgeschehen unterhielten wir uns aber auch sonst bestens, z.B. mit den amüsanten Aktionen der "Goal-Schiedsrichter": Hinter jedem Goal steht ein Schiedsrichter, der entscheiden muss, ob es überhaupt ein Goal gegeben hat und wenn ja, ob es ein grosses oder kleines war. Danach zeigt er mit seinen Händen an, ob es ein kleines oder ein grosses war (im Bild: ein grosses, da zwei Hände ausgestreckt) - un

d dies dazu noch sehr energisch - und rast dann zu einem Pfosten, in dem er Fähnchen versteckt hat, die er dann auch noch auf eine spezielle Art und Weise schwenkt (könnte fast mit den Schweizer Fahnenschwingern mithalten ;-)). Der Schiedrichter hinter dem gegnerischen Goal macht bei der Fahnenschwingete auch mit. So sieht also auch der Hinterletzte, dass es ein Tor gegeben hat.

Zudem machten wir natürlich, was alle Footy-Fans an einem Match im Stadion machen, nämlich eine Meat Pie essen. Naja, für Nicht-Fleischfans wie Barbara ist dies australische Nationalgericht nicht unbedingt eine Delikatesse (ist das vielleicht auch der Grund, weshalb sie auf dem Foto nicht unbedingt sehr begeistert dreinschaut?), aber es gab ja zum Glück auch noch das zweite Nationalgericht, nämlich P

ommes Frites ;-)

Wer sich mit dem Footy nicht anfreunden konnte, konnte dann aber wenigstens einen speziellen Sonnenuntergang miterleben.

Nach de

m Footy ging die grosse Austauschlehrer-Gruppe mit den zig Kindern im Chinatown essen. Eigentlich hatten wir uns sehr auf chinesisches Esse gefreut, aber leider war nicht nur der Service chaotisch (Barbaras musste schliesslich auf ihre bestellten Dim Sims verzichten), sondern das Essen war auch sehr "un

gewöhnlich". So seltsam, dass sogar Michel praktisch alles stehen liess und seinen Magen mit halbkaltem Reis füllte. Dafür hatten wir nette Gesellschaft am Tisch der Kanadier, was uns für das Essen entschädigte.
Natürlich haben auch alle in Melbourne eine Lieblingsmannschaft. Wir haben uns da selbstverständlich nicht zurückgehalten. Die Wege, wie wir uns für eine Mannschaft entschieden haben, sind aber etwas unterschiedlich.
Michel: nach dem Studium aller Mannschaften hat er Sympathien für St. Kilda entwickelt. Dies insbesondere, weil er gerne in St. Kilda leben würde...:-) (St. Kilda ist ein Quartier in der Nähe des Stadtzentrums und direkt am Meer gelegen). Michel hat sich anschliessend bei

verschiedenen Personen erkundigt, ob St. Kilda eine erfolgreiche Zukunft vor sich haben könnte. Von den meisten Personen wurden die Saints (wie die Mannschaft auch noch heisst) als starke Aussenseiter bezeichnet. Dies ist eine hervorragende Ausgangslage und daher hat sich Michel für die Unterstützung von St. Kilda entschieden. Dies ist übrigens eine hervorragende Wahl. Nach acht Runden stehen die Saints ohne Verlustpunkte an der Tabellenspitze... (Im Bild Schülerinnen Barbaras, die auch für St. Kilda sind.)
Barbara: Anders als Michel hat sie sich bis jetzt immer noch nicht ganz entscheiden können, aber folgende Faktoren waren bei der Wahl ausschlaggebend: Besonders wichtig waren die Vorberichte (vor Beginng der Saison) in den Zeitungen. Entscheidend waren jedoch dabei nicht die sportlichen Belange, sondern die Farben und Muster der T-Shirts und das Aussehen der Spieler... Leider gehört das schönste T-Shirt (nach Ansicht von Barbara) der Mannschaft von Adelaide. Obwohl etwa die Hälfte aller Teams aus Melbourne stammen (der Ursprungsstadt des Footy), hat sich Barbara nun also halbwegs für ein Team von ausserhalb von Melbourne entschieden... Adelaide hält sich momentan im Mittelfeld auf. Es besteht also noch Hoffnung.
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